Von Anton Schwarz (Artikel erschienen in der Ausgabe 54 / Juni/Juli 2014)
So kam ich zu meiner „Delta“
Irgendwann, vermutlich 2007, sagte Hans Hofmann einmal zu mir, dass er mit einer Delta von Norbert Brüggen angefangen habe, es ihn aber nicht mehr recht freut, daran weiterzuarbeiten und er das Ding abgeben möchte. Da ich mir schon lange den Kopf zerbrochen hatte, was ich jetzt, nachdem meine „San Juan“ endlich fertig war, mit meiner leeren Helling anfangen sollte, habe ich mich entschlossen, Hans das angefangene Modell und sämtliches vorhandenes Zubehör zum Selbstkostenpreis abzukaufen. Das war dann auch bald geschehen, und im Winter 2007/2008 begann ich dann mit der Arbeit.
Zum Original: Von diesem Bootstyp wurden insgesamt vier Exemplare für ein amerikanisches Tiefseeunternehmen gebaut, daher auch die laufende Bezeichnung mit den ersten vier Buchstaben des griechischen Alphabets. Die „Delta“ lief 1982 vom Stapel und wird als „Jeep of deep submersibles“ durch die Firma „Delta Oceanographics“ in Kalifornien eingesetzt. Sie wird immer unterschiedlich, je nach dem jeweiligen Einsatz ausgerüstet und dient zur Unterwasserforschung, Fischereiforschung, Wracksuche, Bohrinselkontrolle, geographischen Messungen und ähnlichen Unternehmungen. Die Boote erreichen eine Einsatztauchtiefe von 500 m. Die Besatzung besteht aus zwei Mann.
Der Bauzustand des von Hans angefangenen Modelles stellte sich wie folgt dar: Rumpf und Turm waren zusammengebaut, auch der Bugteil war dran und auch schon innen ausgemalt. Fenster waren nicht eingebaut, aber alles war komplett vorhanden, auch die kleinen Schrauben der Fenster.
Jetzt habe ich mich erst einmal hingesetzt und mir überlegt, wie ich es angehe. Da ich mit meinen bisherigen Booten mit auf Einschubrahmen aufgebauter Technik nur die besten Erfahrungen gemacht hatte, sollte das auch bei diesem Boot wieder so sein. Und das verlangte auch, dass starre mechanische Verbindungen zwischen Einschub und Rumpfaußenhaut nicht gemacht werden dürfen. Einiges an Zeit ging so mit Studium und Überlegungen drauf. Weiters hatte ich vor, einiges an Beleuchtung unterzubringen, um beim Fahren im Dunkeln schöne Effekte zu erreichen. Das ergab Scheinwerfer nach vorne und nach unten im Rumpf, sowie einen Scheinwerfer am Turm. Diese waren von Norbert Brüggen ja vorbereitet und auch LEDs waren im Bausatz enthalten, die ich aber nicht verwendet habe. Ich habe so einiges anders gemacht, wie es halt so meine Art ist. Diese ganze Studiererei zog sich den ganzen Winter hin, erst im Frühjahr 2008 ging‘s dann richtig los. Begonnen habe ich am Heck. Mit dem Heckkorb, in dem die Schraube geschützt läuft, fing ich an. War gar nicht so einfach, den gerade hinzubekommen und auch so zu befestigen, dass er auch hält. Fotos, die mir Hans zu dem Bausatz dazugab, haben mir da sehr geholfen. Allerdings habe ich ihn auch zweimal machen müssen um mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Dann habe ich mir überlegt, dass man an die Welle, an die Wellendichtung und an die Beleuchtung ja auch fallweise herankommen muss, es war also eine Serviceluke mit Deckel vorzusehen. Diese schnitt ich mit der Mini-Stichsäge sorgfältig aus und verwendete den ausgeschnittenen Teil gleich als Deckel, der mit kleinen Schrauben befestigt wird.
Dann folgte der Einbau der nach unten zeigenden Beleuchtung im Heckkonus. Dazu drehte ich mir aus Alu die entsprechenden Reflektoren, und stattete sie mit 5mm-LEDs aus. Diese LEDs bekam ich auf der Modellbaumesse in Wien und sie haben den Vorteil, dass sie bis 16 Volt keinen Vorwiderstand benötigen und mit den von mir verbauten 9,6 Volt sehr hell leuchten.
Der nächste Schritt war die Welle. Hier überlegte ich mir, die Abdichtung ähnlich, wie bei Graupners U-Booten vorgesehen, mittels Silikonschlauches auszuführen. Diese Form der Wellendichtung hat mich bis jetzt nicht enttäuscht. Um die Welle, die ja dem Bausatz beilag, zu verwenden wurde wieder die Drehbank angeworfen und die Welle auf das erforderliche Maß abgedreht. Dann wurde auch die Wellendurchführung in den hinteren Deckel des Rumpfes eingeklebt, was mir glücklicherweise gleich beim ersten Mal so gut gelang, dass nichts klemmte, obwohl Heckkonus und Deckel noch nicht verklebt waren. Weiters kam in den Heck-Deckel auch wieder das auch bei den Robbe–Booten übliche Fahrradventil zum Erzeugen eines leichten Überdrucks zum Einsatz. Wie bei allen meinen U-Booten üblich wurde ein Silikonschlauch mit Stoppel dazu aus dem Rumpf herausgeführt. Inzwischen habe ich mir die restlichen Teile, die noch fehlten, besorgt und konnte mich nun an die Planung des „Innenlebens“ machen. Herausgekommen ist dabei folgendes: Als Tauchtank wird ein Infusionsbeutel (0,5 l) verwendet, den ich irgendwoher – ich weiß heute nicht mehr von wo – bekam, und der ganz ideal hineinpasst. Damit ersparte ich mir natürlich die Kleckserei mit dem Brüggen-Tauchsack. Aus Gründen der Trimmung sollte der natürlich ganz unten im Boot liegen. Die Anschlüsse waren so angeordnet, dass die Tauchpumpe ganz vorne zu liegen kam, was sich wieder auf die Trimmung positiv auswirkte, da ja der hinten liegende Motor das Gegengewicht bildet. Heraus kam dadurch eine zweistöckige Anordnung der Einbauten auf dem Einschub: unten Tauchtank, darüber Akku und ganz oben die Elektronik. Für das Tiefenruder habe ich die Lagerung aus GFK neu angefertigt, weil die vorhandenen Teile aus Polystyrol zu weich waren. Das war eine grausliche Laubsägearbeit, denn GFK tötet die Sägeblätter sehr rasch. Verklebt wurde das alles mit Zweikomponentenkleber. Das Servo dazu wurde in einem eigenen Lagerbock innen im Rumpf fest eingebaut, um starre Verbindungen zwischen Einschub und Rumpf zu vermeiden (s.o.). Das war eine arge Fummelei, die erst nach einigen Anläufen gelang. Auch die Durchführung des Gestänges war nicht leicht hinzubekommen. Um auf die für die bei Norbert Brüggens Gestängedurchführungen vorgesehenen 4mm zu kommen, musste das Tiefenrudergestänge auch an der entsprechenden Stelle mit einem Messingrohr auf 4 mm verstärkt werden.
Für den Verschluss des Bootes am Heck ist ein Bajonett mit O-Ring vorgesehen. Das habe ich grundsätzlich beibehalten, nur die Haken, in die die Halteschrauben einrasten, habe ich aus GFK neu gemacht und in Bohrungen im Rumpf eingeklebt. Da wackelt nichts, und mit dem Zweikomponentenkleber ist auch alles dicht und sauber verschliffen. Ein Vorteil dabei, die Verschlussschrauben lassen sich so sehr feinfühlig einstellen, sodass kaum eine störende Fuge sichtbar bleibt.
Jetzt, inzwischen war es bereits Herbst 2008 geworden, wendete ich mich dem Bug zu. Hier war die Fummelei ziemlich arg, denn der Bugkonus war ja bereits mit dem Rumpf verklebt und das Innere nur durch die Fensteröffnungen zugänglich. Es wurden 4 Scheinwerfer - gleiche Ausführung wie hinten - eingebaut und auch gleich verdrahtet. Ebenso die Positionsbeleuchtung, die aus kleinen 3mm LEDs besteht und rot und grün seitlich am Rumpf und weiß oben am Turm zeigt. Nun folgte Schritt für Schritt der Einbau der Elektrik-Komponenten. Nacheinander kamen Akku, Druckschalter, Fahrtregler, Pumpe, Servos und Schaltrelais für die Beleuchtung in den Einschubrahmen. Es ging dabei recht eng zu. und viele Kabel mussten gekürzt und angepasst werden. Mittels Kabelklemmen wurde alles leicht demontierbar gestaltet, sodass man, wenn nötig, auch mal was tauschen kann. Die elektrischen Anschlüsse der vorderen Scheinwerfer, der Positionsbeleuchtung, des Scheinwerfers am Turm und des Tiefenruderservos führt über einen Sub-D Stecker, der vor dem Einschalten und Schließen des Rumpfes angeschlossen wird. Das bedeutet zwar, dass das Boot vor dem Wassern längere Zeit eingeschaltet ist, hat sich aber bisher nicht nachteilig ausgewirkt.
Schließlich folgte noch außen am Rumpf der Ballastkasten als Kiel. Hier wurde das vorhandene Edelstahl-Gewicht mittels Gewindestange verschiebbar hergerichtet. Außerdem wurden mehrere Entwässerungsbohrungen vorgesehen. Darüberhinaus ist der Kasten über einen Schiebedeckel zugänglich. Das Ganze wurde schließlich unten an den Rumpf geklebt. Die viereckige Form des Kiels hat den Vorteil, dass man am Teich nicht unbedingt immer den Bootsständer dabeihaben muss, das Boot steht auch so recht gut.
Nachdem nun das „Innenleben“ soweit fertig war ging‘s an die Lackierung. Alle Fensteröffnungen und sonstigen Details wurden sauber abgeklebt und dann das Boot mit der vorgesehenen gelben Farbe aus der Dose mehrmals gespritzt. Mehrmals, weil die verschiedenen Materialien – Polystyrolrohr bzw. Resin – der verschiedenen Rumpfteile die Farbe nicht gleichmäßig aufnahmen. Als auch das geschehen war, ging es an den Einbau der Fenster. Im Bugkonus waren die inneren Fenster schon von Hans eingeklebt. Auch die äußeren Fenster stellten kein Problem dar, denn hier kam es nicht auf Dichtheit an, denn der Burgkonus wird durchflutet. Anders ging es dann bei den Fenstern im Turm her, hier musste alles druckdicht sein. Brüggen schlägt vor, die Fenster mit Prestolit (verwendet im Autobau zum Verkleben der Windschutzscheibendichtung) einzukleben. Also hat mir auf meine Bitte Kurti Bergmann eine Patrone dieses Klebers vermittelt, auch den erforderlichen Primer dazu. Es war eine recht lausige Arbeit mit dem schwarzen Zeug, die Lackierung sollte ja nicht verpatzt werden und weg bekommt man solche Kleckse nur mit Nitro-Verdünnung und die hätte ja die Lackierung wieder zerstört. Nachdem das geschafft war, testete ich zunächst einmal auf dem Trockenen die Dichtheit des Bootes. Enttäuscht musste ich feststellen, dass die Luft irgendwo flüchtete. Also ins Wasser und da stellte sich heraus, dass die Verklebung der Fenster an acht (!) Stellen undicht war. Das Ganze also noch einmal. Erfolg: nur mehr dreiFenster waren undicht. Nachdem ich das dann aber wieder nicht dicht bekam, habe ich das Boot einmal für einige Zeit zur Seite gelegt. Ich war sauer. Schließlich habe ich dann die Fenster von innen mit meinem klaren Zweikomponentenkleber vergossen. Jetzt war endlich alles dicht – Halleluja.
Was nun folgte, war der Badewannentest und das Austrimmen des Bootes, wozu noch einiges an Blei nötig war. Schließlich war zu Weihnachten 2010 endlich alles fertig. Ein schönes Christkindl. Alle Einbauteile, die ich selbst angefertigt habe, wurden sorgfältig gezeichnet und dokumentiert. Etwa 210 Arbeitsstunden habe ich für dieses Projekt in den zwei Jahren – mit Unterbrechungen – im Bastelkeller verbracht.
Abschließend darf ich sagen, dass dieses Boot mir richtig ans Herz gewachsen ist. Es ist klein und handlich, daher leicht zu transportieren, nicht zu schwer, was mir auch guttut. Es lässt sich wunderbar einsteuern und auf gewünschter Tiefe fahren. Ein wirklich geruhsames Fahren. Die Beleuchtung, bei der die Positionslichter als Einschaltkontrolle wirken, zeigt auch seine schöne Wirkung. Der letzte Einsatz des Bootes war die Modellbaumesse Wien 2013, bei der ich an sechs Vorführungen teilnahm und der Akku zwischendurch nicht aufgeladen wurde. Ein Beweis, dass der Stromverbrauch bei diesem Modell äußerst gering ist. Ich hoffe, dass ich noch oft mit diesem Boot ins Wasser kommen kann, und wenn es im heimischen Pool ist.
Toni Schwarz
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