Aber warum wollte ich gerade ein Ostsee-Boot nachbilden, das weder erfolgreich noch bekannt war?
Die Geschichte!
Die ist durchaus interessant!
Aber von Anfang an:
Es handelt sich um ein Typ VIIc Boot (Turmumbau IV und 8,8cm Deckgeschütz!), beauftragt am 5.Juni 1941, Kiellegung 8. Juli 1942, bei der Schichau GmbH, Danzig.
Vom Stapel lief das Boot am 16. April 1943 und wurde letztendlich am 19. Juni des selben Jahres unter Olt. z. S. Wilhelm von Trotha in Dienst gestellt. Darauf fuhr das Boot bis zum 23. Mai 1944 als Ausbildungsboot in der 8. U-Flottille Danzig. Danach folgten vier Unternehmungen, auf denen ein Kriegsschiff mit 600 BRT und ein Hilfskriegsschiff mit 140 BRT versenkt wurden.
Das Boot ging im Jänner 1945 innerhalb des Minenfeldes „Vantaa 3“, im finnischen Meerbusen südlich der Hanko Halbinsel, durch einen Minentreffer verloren.
Es war ein Totalverlust – 48 U-Bootfahrer fanden ihr nasses Seemannsgrab. Die sterblichen Überreste des Kommandanten wurden am 10. Februar südlich von Föglö auf den Ålandinseln angespült.
Das Wrack wurde 2011 von finnischen Tauchern geortet und erforscht. Es steckt in einem Winkel von ca. 45° bis zur Vorderkante des Turmes im Schlick der Ostsee.
Es gibt eine Fernseh-Doku, „Verschollen in der Ostsee – Das Rätsel von U-745, die ab und an auf ZDFinfo läuft. Sie kann bislang auch auf Youtube aufgerufen werden, wenn man nach dem Titel sucht!
Durch diese Dokumentation wurde ich letztlich auf dieses Boot aufmerksam, und wollte es bauen.
Soweit zum Original, jetzt zum Modell!
Der Bau des Rumpfes wurde großteils nach Bauanleitung durchgeführt, außer der Flutschlitzmasken, die wurden auf der Rückseite plan geschliffen, und verkehrt aufgeklebt. Dadurch ergeben sich schöne exakte Kanten bei den Flutschlitzen. Die zentralen Flutschlitzmasken wurden entsorgt, und durch selbstgefertigte ersetzt, genauso wie die im Bugbereich. Hier wurde die Wartungsöffnung verschlossen, und passende Flutschlitze in den Rumpf geschnitten.
Außerdem habe ich die Masken im Bereich der Torpedo-Rohre auch neu gefertigt, da die originalen mir nicht zusagten. Zusätzlich habe ich bei der Entlüftung über den Satteltanks Spantenimitate eingesetzt, da diese langen Schlitze irgendwie leer aussehen würden.
Die Wellenhosen habe ich, an das Original angepasst und dabei verlängert. Die Heckpartie habe ich schlanker gemacht.
Auf die vielen Flutschlitze im Heckbereich habe ich aus statischen Gründen verzichtet, was im Nachhinein doch etwas schade ist.
Außerdem wurden die Versteifungsstreifen imitiert, die Mannlochabdeckungen auf den Satteltanks, die Abdeckungen der Abgasauslässe nachgebaut sowie die GHG-Empfänger und die UT-Sender und Empfänger imitiert.
Das Deck habe ich auf eBay ersteigert, da ich mit meinen damaligen Maschinen so etwas nicht fertigen hätte können.
Der Turm musste komplett in Eigenregie entstehen, da Bausätze für einen Turmumbau IV nicht mehr verfügbar sind. Ich konnte zwar noch einen Nachguß von einem Schaffer Turm erstehen, allerdings war der so schlecht, dass ich von diesem nur ein paar Anbauteile verwerten konnte.
Für die Erstellung der CAD-Zeichnung nutzte ich die einerseits Pläne, die mir dankenswerterweise Hans zukommen ließ, andererseits nutzte ich den VIIc/41 Bausatz von REVELL der von mir vermessen und in der Zeichnung umgesetzt wurde.
So entstand ein Spantengerüst, welches dann beplankt wurde.
Auch hier habe ich ein paar Details verwirklichen müssen, wie etwa Imitate der Klappen, funktionsfähige Positionsbeleuchtung, ausziehbare Antennen und Angriffs-Sehrohr, und noch ein paar Sachen mehr.
Der Turm ist zu 99% Eigenbau, insgesamt rund 100 Stunden für Planung und Bau!
Als der Turm dann fertig auf dem Boot stand, war ich dann schon ein wenig stolz auf das von mir Geschaffene! Das Boot ist zwar nicht Super Scale, aber das war auch nie mein Ziel, da für mich das Fahren immer im Mittelpunkt stand, hier sind filigrane Bauteile meiner Meinung nach eher unpraktisch. Allerdings muss ich sagen, dass mit der Zeit noch Details folgen werden.
Versprochen!
Zum Technikgerüst:
Die Technik ist im Prinzip bewährte Einschubtechnik, an meine Bedürfnisse angepasst.
Das Technikgerüst ist so konzipiert, dass ich es, nach dem Lösen aller Verbindungen nach Außenbord, vom Heckteil mittels einer Schraube abbauen kann! Es erschien mir vernünftig, da die Wartung der Technik dadurch wesentlich vereinfacht wird.
Hierfür habe ich einen Endspant gefer tigt, der genau in den Heckdeckel passt und gegen diesen mittels Verstärkun- gen abgestützt ist, was auch sehr gut funktioniert.
Der Tauchtank ist wieder ein Eigenbau mit ca. 880ml Tankvolumen. Der Getriebesatz und die Tauchtanksteuerung sind von der Fa. Engel zugekauft, der Tank, Endkappen und Kolben sind aber selbst gedreht.
Der Tauchtank ist als tragendes Element des Technikgerüstes konzipiert, so kann ich den Tank öffnen, ohne das Technikgerüst zerlegen zu müssen, was letztendlich wieder die Wartung vereinfacht. Der O-Ring am Kolben kann so innerhalb von 15 Minuten kontrolliert, getauscht und geschmiert werden.
Mein Kolben wiegt obendrein nur ein Fünftel einer Kolbenmanschette eines Engel-Tauchtanks, was doch immerhin rund 150g sind! Was die Trimmung des Bootes wesentlich einfacher macht, da nicht soviel Masse von einem Ende zum anderen wandert, das macht bei einem Doppeltauchtanksystem nichts aus, da gegenläufig, bei einem einzelnen Tauchtank, wie bei meinem Boot, hat sich das aber deutlich bemerkbar gemacht. Die Tauchtanksteuerung ist eine Unipro Tauchtanksteuerung. Diese muss an die Tanklänge angelernt werden und fährt dann die gewünschte Position immer punktgenau an. Das wird durch einen Hallsensor und zwei Magnetpaaren erreicht. Die Steuerung zählt mit, wie oft ein Magnet vom Sensor registriert wurde, und kennt dadurch die Position des Kolbens. In Verbindung mit einem 10-gängigen Steuerungspoti kann ich das Boot so genau einsteuern, dass es beinahe am Sehrohr hängt.
Angetrieben wird das Boot von zwei langsam laufenden Glockenankermotoren mit je einem Drehzahlsteller. Hier haben sich die Robustregler ohne BEC von Norbert Brüggen bewährt. In Verbindung mit einem 5000mAh 3-Zellen LiPo komme ich auf Fahrzeiten von ca. 1,5 Sunden. Vorbildgerechtes Fahrbild vorausgesetzt.
Mit den getrennt steuerbaren Motoren ist ein Anlegemanöver ohne Schlepperhilfe kein Problem!
Alles in allem habe ich letztendlich ein gut funktionierendes Boot konstruiert und gebaut.
Es gibt zwar ein paar Dinge die ich jetzt anders bzw. schöner und besser machen würde, ich bin aber durchwegs zufrieden mit meinem Boot. Ich konnte in den fast drei Jahren die ich an dem Boot gebaut habe so viele Erfahrungen sammeln, die in meinem jetzigen Projekt, ein Robbe Typ XXI, einfließen.
Falls ihr Fragen habt, ihr könnt mich auf Treffen zu Details jederzeit fragen! Ich bin auch über unser Forum jederzeit erreichbar!
Pete