Von Peter Horvath (Artikel erschienen in der Ausgabe 27, Juni / Juli 2005)
Anfang der neunziger Jahre schenkte mir mein Bruder ein Buch, das er vom Flohmarkt erworben hatte. Es heißt „Die Erlebnisse eines U-Bootfunkers“ - von Wolfgang Hirschfeld.
Einmal angefangen, konnte ich mit dem Buch nicht mehr aufhören es zu lesen und wegzulegen. Die Erlebnisse und Schilderungen der schrecklichen Kriegserlebnisse sowie auch die dabei erlebte Kameradschaft ist packend geschildert. Dieses Buch hat die Sammelleidenschaft bei mir, alles was mit U-Boot zu tun hat, geweckt. Nach übrigens achtzig Büchern, die ich bis jetzt gesammelt habe, kann ich sagen, dass das immer noch mein bestes Buch ist. Es folgten Klebebausätze und allerlei Dinge, die es am Markt so gab.
Irgendwann im Jahre 1992 erzählte mir mein Bruder, der auch Modellbauer ist, dass er in einem Modellbaugeschäft in Wien einen Bausatz von einem ferngesteuerten U-Bootmodell gesehen habe. Keine zwei Tage später war ich dort. Ein kompletter Bausatz eines VIIC Modells von der Firma Schaffer.
Alles war dabei - Rumpf, Beschlagsatz, Motoren, Pläne und Tauchtanks. Wie ich später erfuhr, für Wien etwas Seltenes einen kompletten Bausatz zu bekommen. 15.000.- Schilling wechselten den Besitzer und ich hatte eine Riesenfreude damit. Wohlgemerkt hatte ich noch nie etwas Ferngesteuertes gebaut! Das Unheil nahm seinen Lauf. Es wurden noch etliche Schilling fällig für Fernsteuerung, Akkus, Servos und so weiter. Ein Bausatz kann ja nicht so schwer sein - also los. Alles ging gut voran. Das Oberdeck, Turm, Details und Rumpf zu bauen, machte recht Freude und es ist mir wie ich schon oft hörte, gut gelungen. Die RC Teile machten auch keine besonderen Probleme. Nur der Verschlussdeckel musste neu konstruiert werden. Das Tauchtanksystem baute ich laut Plan ein und soweit klappte auch alles ganz gut.
Nach langen Versuchen mit Blei alles auszutrimmen, ging es nach einem Jahr Bauzeit zum Stapellauf. Ich hatte zum Glück ein Schwimmbecken zur Verfügung und die Aufregung war sehr groß. Der Wassereinbruch machte noch nicht die größten Probleme sondern - es tat nicht was ein U-Boot machen sollte -tauchen. Nach einer enttäuschenden Probefahrt ging es an die schwierige Suche nach den Problemen. Bald kam die Erkenntnis, dass das Volumen der Schaffer-Tauchtanks zu klein ist und nicht genug Ballastgewicht erreicht wurde. Da ich keine Fehler meinerseits gemacht hatte und es nicht funktionierte, wanderte das Modell für lange Zeit auf das Abstellregal. In der Zwischenzeit hatte ich das Modell Sea –Wolf von Robbe gebaut aber mangels guten Fahrwassers, und ich noch dazu als U-Bootfahrer alleine war, machte das auch keinen Spaß. Somit kam die Sea-Wolf auch in das Regal. 1999 sah ich durch Zufall ein Werbeplakat vom U- Boottreffen in Neulengbach und beschloss, mir das mal anzuschauen. Aufgeregt kam ich nach Neulengbach und war überrascht davon, wie viele Gleichgesinnte U-Boote bauen. Hans Hofmann nahm mich gleich freundlich auf und bald war ich auf der Mitgliederliste.
Wie es kommen musste, hatte ich mit dem Sea –Wolf auch Probleme. Viele Kollegen halfen mir und es stellte sich heraus, dass der Bleiakku sein Lebensende erreicht hatte. Prompt baute ein neu gewonnener Freund, Manfred Walletschek, den baugleichen Akku aus seinen Modell aus, in meine Sea-Wolf ein und ich konnte fahren. Es wurde doch noch ein schöner Tag und ich war begeistert von der Hilfsbereitschaft. Das war der sprichwörtliche U- Bootfahrergeist. Nach weiteren Treffen und nach Schilderungen erfahrener Modellbauer, kam ich zur Einsicht, dass das VII C Boot mit den Schaffertanks, mit dieser Technik, nicht funktionieren kann.
Das kommt auch davon, wenn man alleine ist, alles besser weiß und im Stillen drauflos arbeitet. 2001, nach langen Überlegungen und Erkundungen, beschloss ich, das Boot auf Kolbentanks von Engel umzubauen. Schweren Herzens wurde das gesamte Mitteldeck aufgeschnitten und das Boot wie ein Fisch ausgeweidet. Außer den Motoren und den Ruderservos flog alles raus. Nach einem Jahr und etlichen (inzwischen) Euros war alles fertig. Der neue Verschlussdeckel bewährte sich auch und nach mehreren Bleitrimmungen und Tauchversuchen bin ich bis heute mit allem zufrieden und die U-995 kann endlich auf Fahrt gehen.
Seitdem ich bei der IGU bin, war ich bei vielen tollen Treffen, Messen und Ausstellungen mit von der Partie. Dabei habe ich viele getroffen, die gerade auch ein U-Boot bauten und nach einem Jahr oder mehr hörte ich das gleiche wieder. Wie es damals bei mir war – das Boot landete am Regal. Wahrscheinlich fehlte die Zeit, oder man kapitulierte vor den gemachten Fehlern. Daher wäre heuer in Neulengbach beim U-Boottreffen die Gelegenheit vorbeizukommen, um sich zu informieren sowie sich etwas abzuschauen, bevor man wieder Fehler macht, die andere schon gemacht haben. Auch wenn das Modell noch nicht fertig ist, keine Scheu zeigen und ruhig zum Fachsimpeln kommen.
Zum Abschluss möchte ich allen Modellbaukollegen, die mich kennen, danken. Und auch danke für die schöne Zeit und die unvergesslichen Treffen und Ausflüge mit der IGU. Noch eine Anregung für unsere Zeitung. Schreibt Beiträge Leute. Zum Beispiel kann man ja das Thema zur Serie machen –„Wie kam ich zum Modell –U-Boot bauen“?
Ein Gruß an alle IGU Mitglieder und die, die es noch werden wollen!
Peter Horvath
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